Ammann bei Sieg von Wellinger Elfter

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In einem verrückten Windspringen bei arktischen Verhältnissen gab es letztlich keinen Zufallssieger. Der Deutsche Andreas Wellinger flog zum Olympiasieg von der Normalschanze. Simon Ammann blieb nach zwei guten Sprüngen der 11. Rang.

Um 20 Minuten nach Mitternacht - so spät wurde wohl noch nie wettkampfmässig gesprungen - hatte Andreas Wellinger die Gewissheit, dass er vor den Norwegern Johann André Forfang und Robert Johansson gewonnen hatte. Bei bissiger Kälte und kaum berechenbaren Windverhältnissen brachte der Halbzeitleader Stefan Hula aus Polen die klare Halbzeitführung von umgerechnet drei Metern nicht ins Ziel. Zuvor war auch der Top-Favorit Kamil Stoch an der Vorlage des Deutschen gescheitert, der mit der Schanzenrekord-Weite von 113,5 m von Position 5 aus vorgelegt hatte und sich nicht mehr verdrängen liess. Auch Johansson hatte mit der Schanzenrekord-Weite noch einen Sprung nach vorne gemacht.

Wellinger ist ein verdienter Sieger. Er war in den Trainings stets vorne dabei und hatte am Donnerstag auch schon die Qualifikation gewonnen. Beim Mann aus Ruhpolding hängt bereits olympisches Gold im Medaillenschrank. Allerdings nicht im Einzel, sondern mit dem Team von Sotschi 2014. Vor einem Jahr in Lahti wurde der 22-Jährige von der Normal- und der Grossschanze jeweils WM-Zweiter.

Wellingers Triumph war der erste Einzel-Olympiasieg für Deutschland seit Jens Weissflogs Erfolg 1994 in Lillehammer. Für das Team von Werner Schuster - er trainierte einst für ein Jahr auch das Schweizer Weltcup-Team um Ammann und Andreas Küttel - war es zudem die erste Einzelmedaille, seit Sven Hannawald 2002 in Salt Lake City Silber von der Normalschanze holte - hinter Ammann.

Ammanns 11. Rang widerspiegelt in etwa sein aktuelles Ranking unter den Skispringern. Der Toggenburger kam mit 105 und 104,5 m nicht ganz an die Bestweiten heran, die für einen Coup nötig gewesen wären. Aber der Routinier riss nach beiden Flügen im Auslauf die Arme nach oben oder klatschte in die Hände. Mehr wäre wohl auch bei weniger grenzwertigen Bedingungen kaum möglich gewesen, zumal beide Male keine Haltungsnote unter 18,0 für den Schweizer in die Wertung kam.

Gregor Deschwanden kam mit der kleinen Schanze schon im Training nicht zurecht. Immerhin erreichte er den Finaldurchgang und klassierte sich als 29. Sein Kommentar: "Wenn man schlecht springt, kommt man auch nicht weit."

Nicht für eine Platzierung ganz vorne, aber trotzdem für einen Eintrag in die Geschichtsbücher reichte es dem japanischen Altstar Noriaki Kasai. Der 45-Jährige startete zu seinen achten Olympischen Spielen und stellte damit einen Rekord auf.