Die Langlauf-Schweiz trauert um Sepp Haas

Mit Sepp Haas verstarb jener Nordische, der als erster Schweizer Langläufer an Olympischen Spielen eine Medaille gewann. Der Bauernsohn aus Marbach liess sich 1968 in Grenoble im Rennen über 50 km Bronze umhängen, obwohl er nicht zu den Medaillenkandidaten zählte. Das Aufsehen war entsprechend gross – und brachte dem Luzerner auch die Ehrung zum Schweizer Sportler des Jahres ein.

Haas war zuvor nur sporadisch in die ersten zehn gelaufen. In Grenoble konnte er im ersten Rennen wegen einer Magengrippe gar nicht starten. Doch für die Königsdisziplin am zweitletzten Tag war er bereit. Mit der Startnummer 31 als bereits 31-Jähriger lag er bei Streckenhälfte im 12. Zwischenrang. Das erfuhr er aber erst später. Denn damals gab es noch keinen Massenstart, keine Zwischenzeiten am Loipenrand - und die Funkgeräte der Schweizer Equipe funktionierten nicht.

Aber Haas spürte, dass er gut unterwegs war. Der Ski, den er am Morgen selber gewachst hatte, lief hervorragend. Immer wieder holte er vor ihm gestartete Läufer ein. Und bei Kilometer 44 stand der beim Schweizer Team engagierte Schwede Lennart Olsson und schrie: "Heja Sepp, du kannst eine Medaille holen!" Und als Haas dann kurz vor dem Ziel auch den 1:30 Minuten vor ihm gestarteten Favoriten Eero Mäntyranta aus Finnland einholte, begann auch er selber an die Medaille zu glauben. Auf den letzten 10 km war der Schweizer mit Abstand der Schnellste, über eine Minute schneller als der damalige Olympiasieger, der Norweger Ole Ellefsäter.

Haas war ein Spätzünder. Er arbeitete im Frühling, im Sommer und im Herbst auf dem Bauernhof seiner Eltern im Entlebuch und betrieb nur im Winter ein gezieltes Training. 1969 trat er als dreifacher Schweizer Meister vom Spitzensport zurück und absolvierte die Ausbildung zum Förster. Dem Langlauf blieb er verbunden, unter anderem als Nationaltrainer von 1978 bis 1980.

Swiss-Ski entbietet den Angehörigen sein tiefstes Beileid und wird Sepp Haas stets ein ehrendes Andenken bewahren.