Spektakel und Erfolge

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Es waren aufregende Läufe um den Einzug ins Skicross-Finale der Olympischen Spiele in PyeongChang (Südkorea). Skicross: die komplette Skisportart schlechthin; Adrenalin und Spektakel ist garantiert. Im Sog des Erfolgs sind auch die Schweizer Athletinnen und Athleten. Vor dem Start in die neue Saison haben wir Olympia-Bronzemedaillen-Gewinnerin Fanny Smith, Vizeolympiasieger Marc Bischofberger und Cheftrainer Ralph Pfäffli auf den Puls gefühlt.

Skicross ist spektakulär und die Schweizer mischen ganz vorne mit. Trotzdem nimmt man diese Skidisziplin mehr oder weniger nur alle vier Jahre anlässlich der Olympischen Spiele wahr. Was läuft falsch?

Fanny Smith: Es gab und gibt Fernsehübertragungen von Skicross-Events. Und die Einschaltquoten lagen zum Teil über alpinen Skirennen. Bei den Events haben wir oft einen grossen Publikumsaufmarsch. Das Interesse wäre also durchaus vorhanden. Bei uns wird es bekanntlich nie langweilig. Die Atmosphäre ist wirklich unglaublich während der Rennen. In dieser Saison haben wir die Chance, zwei Events in der Schweiz zu veranstalten, am 11. Dezember in Arosa und am 17. März in Veysonnaz. Sie müssen wirklich kommen und uns unterstützen.

Ralph Pfäffli: Das stimmt. Skicross vereint alles für eine grosse Publikumssportart. Aber es fehlen halt die Klassiker wie im Alpinen das Lauberhorn oder Kitzbühel. Obwohl unsere Sportart zweifellos in die alpine Sparte gehört, geniessen wir auf FIS-Ebene diese Stellung nicht. Es stimmt aber sehr zuversichtlich, dass wir mit dem Nachtevent in Arosa über einen Wettkampf zur Prime Time verfügen. Das ist schon mal ein Anfang. Dort ist auf der Sprintstrecke von lediglich 500 Metern für viel Action auf der Piste gesorgt.

Marc Bischofberger: Arosa zeigt die Richtung, um für das nötige Publikumsspektakel zu sorgen. Ich denke, dass wir – wie im alpinen Skisport – mit City-Events Skicross noch näher an das Publikum bringen könnten.

Ralph Pfäffli: In einem Bericht in der «NZZ» wurde die Frage aufgeworfen, wieso die FIS ständig nach neuen Formen suche, wenn doch mit dem Skicross eine durchaus attraktive Bereicherung der Saison vorhanden wäre.

Wie schwierig ist es, als Skicrossathlet Sponsoren zu finden?

Fanny Smith: Es ist sicher nicht einfach, aber meine Sponsoren ermöglichen mir, dass ich von den Einkünften mein Leben bestreiten kann. Natürlich frage ich mich auch: Wie ist es möglich, dass eine alpine Skiathletin mit der Nummer 30 in der FIS-Liste gleich viel verdient, wie ich als erfolgreiche Skicrosserin? Ich hadere aber nicht mit dieser Frage – ich bin zufrieden mit der von mir gewählten Sportart.

Marc Bischofberger: Ich habe vor einem Jahr den Schritt ins Profitum gewagt – und bis heute hat sich diese Veränderung für mich ausbezahlt. Meine verletzungsbedingte Pause hat mir den Abschluss meiner Polymechanikerlehre ermöglicht, sodass ich auf alle Fälle einen Abschluss in der Tasche habe. Bei der Sponsorensuche werde ich von einer Freundin unterstützt, die beruflich in dieser Sparte tätig ist. Eine solche Unterstützung ist nicht nur hilfreich, sondern sie ermöglicht mir, mich voll und ganz auf den Sport konzentrieren zu können.

Fanny Smith: Die Erfahrung von Marc kann ich nur unterschreiben. Auch ich ging anfänglich selbstständig auf Sponsorensuche. Heute werde ich ebenfalls dabei unterstützt.

Der Einstieg von Fanny Smith erfolgte extrem früh. Mit 17 war sie schon Gewinnerin eines olympischen Diploms ...

Ralph Pfäffli: Als Fanny Smith einstieg, war ich noch die «personifizierte Skicross-Struktur» von Swiss-Ski. Wir waren nicht darauf vorbereitet, so junge Fahrerinnen an den Weltcup heranzuführen. Fanny Smith wagte dann den Alleingang erfolgreich mit einem Privatteam. Zwischenzeitlich geniesst unsere Sportart wesentlich mehr Unterstützung durch den Verband – auch wenn wir innerhalb des Verbands nach wie vor eine eher «kleine Nummer» sind.

Fanny Smith: Meine Überzeugung für die Sportart Skicross manifestierte sich schon sehr früh, sodass, wie Ralph es richtig sagt, eine Integration auf Weltcupstufe von der Logistik her nicht möglich war. Seit einem Jahr bin ich vollständig im Team integriert und sehr glücklich darüber.

Marc Bischofberger: Beim Einstieg in den Weltcup war ich älter als Fanny. Als ehemaliger Alpiner verspürte ich während einer Verletzungspause Lust auf Skicross. Schliesslich erhielt ich die Chance, FIS-Rennen zu bestreiten, und so in den Weltcup aufzusteigen. Ralph Pfäffli strahlte viel Vertrauen aus, was meiner Karriere sehr zuträglich war.

Erfolgt der klassische Einstieg nicht sowieso über den alpinen Skisport?

Ralph Pfäffli: Das ist zweifellos so. Wir setzen nach wie vor eine Grundausbildung voraus. Daraus ziehen wir dann die nötigen Schlüsse, ob jemand gute Ansätze für Skicross mitbringt. Skicross ist komplex, der den Athleten alles abverlangt und auch wichtige Entscheidungen in Sekundenbruchteilen erfordert – eine gute Skitechnik sowieso ...
Fanny Smith: ... und gute Kondition! Wir bestreiten an einem Tag neben einem Trainingslauf auch die Qualifikation und bis zu vier Läufe im Finaltableau. Die Fahrzeit pro Lauf beträgt dabei bis zu anderthalb Minuten. Da kann man sich gut vorstellen, wie stark die Physis beansprucht wird.

Marc Bischofberger: Qualifizieren können sich nur die ersten beiden. Wer vorne mit dabei sein will, muss bis auf den letzten Meter alles geben.

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