«Loslassen ist schwierig»: Eine olympische Zeitreise mit Simon Ammann

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Foto: Nordic Focus

Die Olympischen Winterspiele sind diesen Februar 100 Jahre alt. Skispringer Simon Ammann hat 7 der 24 bisherigen Austragungen als Athlet miterlebt. Was bleibt? Und kommen weitere dazu? Persönliche Betrachtungen eines traumwandlerischen Doppeldoppel-Olympiasiegers im Blog «Ungefiltert» von Swiss Olympic.

«Nicht jeder versteht, was ein Skispringer macht und wieso. Aber jede und jeder, von Afrika bis Australien, versteht Olympia und die Bedeutung einer olympischen Goldmedaille. Es ist ein herausragender Erfolg, den man auf der ganzen Welt mit den Menschen teilen kann. Es ist dieses Verbindende, dieses globale gemeinsame Verständnis, das für mich die Magie von Olympia ausmacht.

Ich brauche diese Einzigartigkeit von Olympia, diesen raren Fixstern alle vier Jahre, um mein Wesen, meinen ganzen Fokus und meine ganze Energie auf einen Wettkampf einzustellen. Zwei Jahre lang dauert diese Vorbereitung, in der ich mir eine grosse geistige Welt rund um diesen Wettkampf aufspanne. Das ist sehr energieintensiv und steuert meine Gedankenwelt. Jeder Trainingstag baut auf dem vorigen auf. Du machst vielleicht drei Sprünge am Tag, 90 Sekunden deiner 24 Stunden verbringst du im Skisprung selbst. Der Rest ist Vorbereitung, und vieles davon passiert bei mir mental. Damit auch der Geist frei fliegen kann, wenn der Countdown zum Sprung läuft und der Puls steigt.

Visualisierung ist das Zauberwort, in Gedanken und Bildern auf der Schanze, in der Luft, bei der Landung, hineinversetzt an den Ort, an dem es zählt. Der Ort selbst erhält dadurch grosse Bedeutung. Wenn die Welt, die ich mir in der Vorbereitung aufgebaut habe, am Wettkampf nicht mit der Realität zusammenfindet, kann ich nicht reüssieren.

Zweimal habe ich reüssiert – und dann ein Riesenhoch erlebt. Die anderen fünf Teilnahmen endeten im Riesenloch. So ist das mit Olympia. Das, was dich über Monate mental genährt hat, ist plötzlich weg – entweder zur magischen Vollendung gebracht wie in Salt Lake City 2002 und Vancouver 2010. Oder krachend an der Realität gescheitert wie in Nagano 1998, das als 16-Jähriger aber eine sehr positive Erfahrung war, wie in Turin 2006, Sotchi 2014, Pyeongchang 2018, Peking 2022. Es braucht Zeit, meist Monate, bis neue Ziele, Fantasien, Energien kommen. Bis sich auch eine neue Olympia-Welt auftun kann.»


Simon Ammanns kompletter Beitrag im Blog «Ungefiltert» von Swiss Olympic:

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Ungefiltert – Geschichten aus dem Schweizer Sport

Offen gesagt: Im Blog «Ungefiltert» von Swiss Olympic erzählen Persönlichkeiten aus dem Schweizer Sport in eigenen Worten von aussergewöhnlichen Momenten und prägenden Erfahrungen. Von Siegen und Niederlagen, im Leben und im Sport.

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