Swiss Telemark Team: Fünf Athlet:innen verabschieden sich von der Weltcupbühne

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Neben Amélie Wenger-Reymond (Mitte) verabschieden sich auch Stefan Matter, Gaëtan Procureur, Bastien Dayer und Beatrice Zimmermann (v.l.) von der Weltcupbühne.

Die Telemark WM in Mürren bildete nicht nur den fulminanten Schlusspunkt hinter einer für das Swiss Telemark Team überaus erfolgreichen Saison 2022/23, sondern auch hinter den Karrieren von vier verdienten und erfolgreichen Swiss Telemark Athlet:innen. Beatrice Zimmermann, Amélie Wenger-Reymond, Bastien Dayer und Gaëtan Procureur treten alle auf Ende Saison zurück. Der Engelberger Stefan Matter hat bereits Ende Januar beim Heim-Weltcup auf Melchsee-Frutt seinen Rücktritt gegeben.

Neun Medaillen hat das Swiss Telemark Team an den Telemark Weltmeisterschaften 2023 letzte Woche in Mürren gewonnen. Mit drei Goldmedaillen (Martina Wyss/Classic, Amélie Wenger-Reymond/Sprint und Beatrice Zimmermann/Parallel Sprint) sowie sechs Silbermedaillen (Bastien Dayer und Amélie Wenger-Reymond/Classic, Nicolas Michel und Martina Wyss/Sprint, Alexi Mosset/Parallel Sprint sowie Silber für die Schweiz im Team Event) war die Schweiz zum 6. Mal in Folge erfolgreichste Nation an einer Telemark WM. Nun aber verabschieden sich mit Amélie Wenger-Reymond, Beatrice Zimmermann, Bastien Dayer, Gaëtan Procureur und Stefan Matter fünf verdienten Athlet:innen von der grossen Bühne, die dem Schweizer Telemarksport zahlreiche grossartige Erfolge und unvergessliche Momente beschert haben.

Beatrice Zimmermann, frischgebackene Weltmeisterin im Parallel Sprint, absolviert an der SM in Thyon nächste Woche ihre letzten Rennen und tritt danach vom Spitzensport zurück. Die Stanserin gab 2014 ihr Debüt im Weltcup. Während ihrer bisherigen Karriere stand sie 53-mal auf dem Weltcup-Podest, davon fünfmal zuoberst. Darüber hinaus gewann sie vier WM-Medaillen: einmal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze. Ihre erste WM-Medaille datiert aus dem Jahr 2017: im französischen La Plagne/Montchavin-les-Coches fuhr Bea im Parallel-Sprint auf den dritten Rang. Vier Jahre später an der Heim-WM auf Melchsee-Frutt, sicherte sie sich im Parallel-Sprint hinter Amélie Wenger-Reymond WM-Silber; im Sprint wurde sie Dritte und sorgte mit der damaligen Siegerin Amélie Wenger-Reymond und der Zweitplatzierten Martina Wyss für einen Schweizer Dreifachsieg.

Nach acht Jahren im Telemarksport und 143 Weltcup-Starts sei es nun aber an der Zeit, in einen neuen Lebensabschnitt zu starten, meint die Stanserin: "In den vergangenen Wochen habe ich gemerkt, dass die Leidenschaft und das Feuer nicht mehr gleich brennen." Deshalb habe sie sich entschieden, dem Spitzensport den Rücken zu kehren. Sie habe aber über all die Jahre viele schöne Erfolge feiern, mit dem Swiss Telemark Team um die Welt reisen, neue Orte entdecken und wunderbare Freundschaften knüpfen dürfen – "dies hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin."

 

Seinen Rücktritt schon vor Längerem angekündigt hat Bastien Dayer: Der 46-fache Weltcupsieger wird an den Schweizermeisterschaften 2023 in Thyon seinen letzten Auftritt als aktiver Athlet haben und dort auch gebührend verabschiedet. Der Walliser kann auf eine überaus erfolgreiche Karriere zurückblicken: 268 Mal stand er im Weltcup am Start, 111 Mal fuhr er dabei auf's Podium, 46 Mal reichte es gar auf das oberste Treppchen. In seiner 18-jährigen Karriere hat der heute 35-Jährige dreimal den Gesamt-Weltcup sowie zehn WM-Medaillen gewonnen, davon zwei Goldene. Beide WM-Titel sicherte er sich an der Heim-WM 2021 auf Melchsee-Frutt, nur gerade im Parallel Sprint musste er sich dannzumal mit WM-Silber begnügen.

Mit seinem Rücktritt nach den Schweizermeisterschaften in Thyon schliesst sich für Bastien Dayer ein langes und erfolgreiches Kapitel. "Mehr als 20 Jahre lang habe ich Telemark auf höchstem Niveau trainiert. Nach 19 Jahren im Weltcup ist es legitim, in den sportlichen Ruhestand zu gehen und u.a. wieder mehr Zeit für meine beiden Kinder zu haben", so der zweifache Familienvater. Es mache ihn sehr stolz, auf höchstem Niveau mit der dritten Weltcup-Gesamtweltkugel in Folge abzuschliessen. Eines werde ihm sicher fehlen: Das wunderbare Swiss Telemark-Team! "Ich hatte das Glück, eine enge Beziehung zu meinen Teamkolleg:innen sowie dem Trainerstaff zu haben; wir haben gemeinsam dieses wunderbare Telemark-Team aufgebaut..." Er hoffe, dass dieses Erbe auch nach den Abgängen in diesem Jahr fortbestehen werde und freue sich darauf, aktiv an der Entwicklung und Förderung des Jugendsports mitzuwirken. "Zuerst aber möchte ich an den Telemark-Schweizermeisterschaften in Thyon ein schönes Fest feiern und das Ende der Saison nutzen, um all den Leuten zu danken, die mich in den 19 Saisons auf höchstem Niveau unterstützt haben."

 

Nach 127 Weltcup-Rennen ist auch für den Waadtländer Gaëtan Procureur Schluss. Der 27-Jährige verabschiedet sich auf Ende Saison 2022/23 ebenfalls aus dem Spitzensport. "Was ich am meisten vermissen werde, ist das Leben im Team. Wir betreiben zwar einen Einzelsport, aber wir leben den ganzen Winter über zusammen, was starke Beziehungen schafft." Gaëtan Procureur absolvierte seinen ersten Telemark-Weltcup 2012. Sein einziges Weltcup-Podest datiert aus dem Jahr 2022: Im slowenischen Krvavec sicherte er sich hinter Bastien Dayer und dem Franzosen Theo Sillon den dritten Rang. An Weltmeisterschaften teilgenommen hat er bislang drei Mal; an der Heim WM in Mürren erzielte er im Team Parallel Sprint gemeinsam mit Amélie Wenger-Reymond, Maxime Mosset und Romain Beney die Silbermedaille. Telemark habe ihn primär Durchhaltevermögen gelehrt. "Ich habe mich zweimal am rechten Knie verletzt und habe auch jetzt noch Probleme, ich hätte mehrmals aufgeben können, aber dank des Sports habe ich das nie getan", so Procureur. Ob er dem Telemark Sport erhalten blieben wird? Wenn man einmal einen Fuss in den Telemark-Sport gesetzt hat, sei es schwer, wieder herauszukommen. "Also ja, ich werde in der Szene bleiben, aber in welcher Form, weiss ich noch nicht."

 

"It's time to say Goodbye!" - Mit diesen Worten hat Stefan Matter, neunfacher Weltcup-Sieger und zweifachen Weltmeister, Gesamtweltcup-Sieger 2020 und dreimaliger Gewinner der kleinen Kristallkugel im Classic-Weltcup, beim Heim-Weltcup auf Melchsee-Frutt seinen sofortigen Rücktritt vom Telemark-Sport bekannt. Der Engelberger hatte sich im März 2020 an der Telemark-SM auf Melchsee-Frutt beide Kreuzbänder und die Patellasehne im linken Knie gerissen und war in Melchsee-Frutt an gleicher Stätte auf die Rennpiste zurückgekehrt, um noch eine letzte Saison zu bestreiten. Die beiden Jahre abseits der Rennpiste bezeichnet der 35-Jährige, der am Heim-Weltcup zugleich als Vize-Präsident im OK tätig war, als schwierig. So hätten drei Knieoperationen die Reha noch schwieriger und die Ungewissheit, ob er je wieder Rennen bestreiten kann, noch grösser gemacht. Er habe eine Zeit der beruflichen und sportlichen Neu-Orientierung hinter sich und habe sich schon vor dem Heim-Weltcup eingestehen müssen, dass Rennen auf höchstem Level kaum mehr möglich seien. Deshalb sei es nun Zeit, auf Wiedersehen zu sagen.

 

Im Januar 2007 in Trysil hatte Amélie-Wenger-Reymond ihr Debüt im Weltcup gegeben. Am 25. März und damit knapp 16 Jahre später, gab die elffache Gesamtweltcup-Siegerin und mit 164 Weltcupsiegen erfolgreichste FIS-Athletin aller Zeiten ihren Rücktritt vom Spitzensport bekannt. Nach einjähriger Babypause hatte die absolute Ausnahmekönnerin im Januar 2023 beim WC-Auftakt in Carezza ein fulminantes Comeback gegeben und sich gleich vier Siege in Folge gesichert. In insgesamt 16 Weltcuprennen in der Saison 22/23 fuhr Amélie Wenger-Reymond sechsmal zum Sieg, hinzu kommen neun 2. Plätze. Beim Weltcup-Sprint am 17. März 2023 heimste die 35-jährige Sittenerin Weltcupsieg No. 164 ein - mehr als jede andere FIS-Athletin zuvor! Zum Auftakt der Heim WM in Mürren holte sie sich hinter Teamkollegin Martina Wyss in der Telemark Classic die Silbermedaille, ein Tag später im Sprint schliesslich fuhr sie zu WM-Gold und verteidigte damit ihren Weltmeistertitel von 2021 erfolgreich. Insgesamt gewann Amélie während ihrer langen Karriere 17 WM-Titel, hinzu kommen neun WM-Silbermedaillen.

 

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