Bloss keine Routine

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Im Rahmen der Skilehrer-Ausbildung musste Martina Wyss einen Zweitgerätkurs belegen: Die Wahl fiel auf Telemark. | Bilder: Etienne Bornet

Sie war ein hoffnungsvolles Talent bei den Alpinen, bis ein Bandscheibenvorfall sie stoppte. Aber Martina Wyss fand eine Alternative im Schnee: Die 24-jährige Berner Oberländerin entdeckte die Liebe zum Telemark – und das rein zufällig.

Sie wirkt nicht nur unaufgeregt, sie ist es auch. Oder in ihren Worten: «Total tiefenentspannt.» Martina Wyss lehnt sich zurück und erklärt, was ihr wichtig ist: Spass – und Genuss. «Solange das der Fall ist und ich mir weniger Gedanken über Fehler sowie Rangierungen mache, bin ich mit Leidenschaft bei der Sache.» Und Leidenschaft bedeutet: Sie ist bereit, viel Aufwand zu betreiben, um schnell zu sein. Nur das Verbissene, das muss nicht sein. Wenn sie an den Start geht, plagt sie keine Nervosität. Sie ist angespannt. Und voller Vorfreude.

Wyss ist 24, die junge Frau stammt aus Lauterbrunnen, lebt in Unterseen bei Interlaken – und ihr Sport ist kein alltäglicher: Telemark. Telemark? Wer kann schon behaupten, davon eine Ahnung zu haben und zu wissen, wie sich ein Wettkampf zusammensetzt? Dass zum Beispiel mit Langlaufstöcken gefahren wird? Und der letzte Abschnitt tatsächlich im Langlauf-Stil bewältigt wird?

Es ist wahrlich nicht so, dass Martina Wyss als Kind davon träumt, Telemark-Spezialistin zu werden. Ihre Eltern sind Skilehrer und Trainer, da überrascht es nicht, dass die Tochter früh auf den Ski steht. Ihr Talent zeigt sich vor allem im Slalom und Riesenslalom, und das soll gefördert werden. Mit 16 zieht sie nach Engelberg ins Sportgymnasium und ist dort unter anderem in Gesellschaft von Wendy Holdener, Corinne Suter, Marco Odermatt oder Reto Schmidiger. Wyss gilt als Zukunftshoffnung, wenn da diese lästigen Rückenschmerzen nicht wären.

Grosser Tag in Wengen

Sie steckt 2012 einen Kreuzbandriss weg, sie lässt sich auch von Rippenbrüchen und Mittelhandknochenfrakturen nicht bremsen. Immer wieder steht sie auf und erlebt 2015 als Vorfahrerin beim Lauberhorn-Slalom in Wengen einen unvergesslichen Tag. Aber das Problem mit dem Rücken wird sie nicht los. Bei verschiedenen Ärzten sucht sie Rat, dosiert das Training und hält sich trotzdem auf einem beachtlichen Niveau. Aber dieser Zustand ist auf Dauer keine Lösung. Sie muss sich operieren lassen – zwei Wirbel werden versteift.

Das wars.

Der Traum eine Ski-Karriere zu lancieren, ist ausgeträumt. Mit 20. 

Nach dem Eingriff in Thun folgt eine mehrmonatige Reha. Wyss befürchtet, dass sie den Traum einer alpinen Karriere begraben muss, aber einen Schlussstrich hat sie noch nicht gezogen. Ihr Plan: Am ersten Tag, an dem sie wieder auf den Ski steht, will sie entscheiden, ob sich ein erneuter Anlauf lohnen könnte. Als es ihre Gesundheit wieder zulässt, fährt sie mit ihrem Vater für zwei Tage nach Saas-Fee. Am Abend nach den ersten Stunden im Schnee liegt sie im Bett und weiss: «Das wars.» Sie ist nicht verbittert, sondern mit sich im Reinen: «Ich brauchte diesen Moment.» Der Traum, eine Profi-Karriere zu lancieren, ist ausgeträumt. Mit 20.

Aber das Skifahren bleibt ihre grosse sportliche Passion. Sie wird Skilehrerin sowie Trainerin und muss im Rahmen der Ausbildung einen Zweitgerätkurs belegen. Die Wahl fällt auf Telemark, wobei Wyss denkt: Ich will die Woche einfach möglichst schnell hinter mich bringen. Sie kauft sich eine Ausrüstung, übt einen Tag, absolviert die Ausbildung in Zermatt und bewältigt die Prüfung mit ... der Bestnote aller Teilnehmer.


Der ganze Bericht gibt's ab Anfang Mai im Snowactive.

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