«Vorbeugen ist besser als Behandeln»

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Jörg Spörri, ISPA Projektleiter und Leiter Forschung Sportmedizin an der Universitätsklinik Balgrist

Die Universitätsklinik Balgrist hat in Zusammenarbeit mit Swiss-Ski das ISPA Präventionsprogramm entwickelt, welches wissenschaftlich nachgewiesen einen effektiven Beitrag zur Verletzungsprävention leistet und sich dadurch deutlich von anderen Übungsprogrammen abhebt. Jörg Spörri, ISPA Projektleiter und Leiter Forschung Sportmedizin an der Universitätsklinik Balgrist, spricht im Interview über die Entstehung und die korrekte Anwendung des ISPA Präventionsprogramms sowie die gewonnen Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt.

Jörg Spörri, worum geht es im ISPA Präventionsprogramm?

Jörg Spörri: Das ISPA Präventionsprogramm ist ein ergänzendes 20-minütiges Trainingsprogramm zur Vorbeugung von traumatischen Verletzungen und Überlastungsbeschwerden bei Nachwuchsathleten. Es basiert auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen betreffend Muster und Ursachen von Verletzungen im Schneesport. Mit Hilfe von sechs Basisübungen zielt es auf die Optimierung der athletischen Grundlagen in den verletzungs-relevanten Bereichen exzentrische Hamstringskraft, Beinachsenstabilität und Rumpfstabilität ab.

Wie ist das ISPA Präventionsprogramm entstanden?

Das Programm wurde im Rahmen des gleichnamigen Forschungsprojekt «Injury Screening and Prevention – Alpine Skiing (kurz ISPA)» entwickelt und hinsichtlich seiner Wirksamkeit zur Verletzungsprävention überprüft.

Welche Erkenntnisse konnten aus diesem Forschungsprojekt gewonnen werden?

Eine klinische Studie mit U16 Nachwuchsskirennfahrern konnte zeigen, dass durch eine langfristige einmal-wöchentliche Durchführung des Programms die Verletzungsraten nachweislich um mehr als ein Drittel gesenkt werden konnten.

Wer war alles in der Erarbeitung des ISPA Präventionsprogramms beteiligt?

Das Programm wurde durch das Universitäre Zentrum für Prävention und Sportmedizin der Universitätsklinik Balgrist in Kooperation mit Swiss-Ski entwickelt. Massgeblich beteiligt waren unter anderen auch Experten aus den Bereichen Athletik (Jan Seiler, Swiss-Ski) und Physiotherapie (Ruben Bemelmans, Sportgymnasium Davos).

Wann wurde das Programm erstmals in der Praxis lanciert?

Das ISPA Präventionsprogramm wurde am diesjährigen Swiss-Ski Trainerforum lanciert und soll künftig nachhaltig in den Athletenweg und Rahmentrainingsplan von Swiss-Ski verankert werden.

An wen richtet sich das ISPA Präventionsprogramm?

Primäre Zielgruppe sind alle Nachwuchsskirennfahrer des U12 und U16 Bereichs. Aufgrund sehr ähnlicher Belastungsmuster ist der systematische Einsatz des Programms jedoch auch in allen anderen Schneesportarten sehr sinnvoll.

Wie soll das ISPA Präventionsprogramm angewendet werden?

Das ISPA Präventionsprogramm sollte möglichst als gesamtes Paket durchgeführt werden – ein Herauspicken von einzelnen Übungen macht wenig Sinn. Zudem sollte das Programm regelmässig, das heisst mindestens einmal pro Woche, und über die ganze Saison ergänzend ins Training eingebaut werden.

Gibt es weiterführende Massnahmen, die im Sinne der Verletzungsprävention zu empfehlen sind?

Ein Athlet kann nur dann sein gesamtes Potential ausschöpfen, wenn er im Verlaufe seiner Karriere möglichst verletzungsfrei bleibt. Mit der regelmässigen Durchführung des ISPA Präventionsprogramms ist bereits ein grosser Schritt getan. Gesundheitliche Beschwerden jeglicher Art sollten jedoch auch beziehungsweise vor allem im Nachwuchsbereich ernst genommen und dem Streben nach Leistung nicht untergeordnet werden. Es sollten somit frühzeitig medizinische Fachpersonen involviert werden, falls gesundheitliche Beschwerden länger andauern und sich nicht von alleine wiedereinstellen. Grundsätzlich gilt: Vorbeugen ist besser als Behandeln!

Links

Download ISPA Präventionsprogramm
Auf folgender Seite kannst du das ISPA Präventionsprogramm herunterladen und zudem die genauen Instruktionen der verschiedenen Übungen anschauen:

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