"So, das wars" - Liechtensteinerin Tina Weirather tritt zurück

Zurück
Swiss-Ski (sda)

Tina Weirather tritt zurück

15 Jahre als professionelle Skirennfahrerin sind genug: Die 30-jährige Liechtensteinerin Tina Weirather tritt zurück.

Es war im Sommer 2007, als Tina Weirather verletzungsbedingt zur Untätigkeit gezwungen war. Im März hatte sich die Junioren-Weltmeisterin im Abfahrts-Training beim Weltcup-Finale in Lenzerheide schwer verletzt und gleich an beiden Knie Kreuzbandrisse erlitten. In der Rehabilitation sinnierte die damals 18-Jährige trotz des herben Rückschlags über ihre Karriere. Danach schrieb Weirather diese langfristigen Ziele auch nieder.

Fast 13 Jahre später, beim Aufräumen des Büros, fand sie diese Notizen wieder. Und las von Top-Platzierungen und Siegen im Weltcup, von Kristallkugeln und natürlich von WM- und Olympia-Medaillen, die sie sich erhoffte zu gewinnen. "Damals wollte ich diese Liste niemandem zeigen. Nicht dass es heisst: 'Die spinnt ja.' Doch nun beim Lesen kamen mir fast die Tränen, als ich realisierte, dass meine Jugendträume in Erfüllung gegangen sind", erzählt Tina Weirather, die an Olympia 2018 in Südkorea das Hundertstel-Glück auf ihrer Seite hatte.

Je eine Olympia- und WM-Medaille

Wie im Jahr zuvor in St. Moritz, als sie nur von Nicole Schmidhofer geschlagen wurde, freute sich Weirather nun auch an den Olympischen Spielen über Super-G-Silber. Doch die Tschechin Ester Ledecka, erst mit der Nummer 26 ins Rennen gestartet, setzte sich noch sensationell vor die in Führung liegende Anna Fenninger und Weirather. Diese blieb ihrerseits um den entscheidenden einen Hundertstel vor Lara Gut-Behrami.

Neun Siege in drei verschiedenen Disziplinen sowie insgesamt 41 Top-3-Platzierungen im Weltcup erreichte die Liechtensteinerin, dazu gewann sie zwei Kristallkugeln im Super-G, ihrer besten Disziplin. Mit diesen zwei Trophäen leistete Weirather auch ihren Beitrag an die umfassende Kristall-Sammlung ihrer Familie. Mutter Hanni Wenzel, zudem auch Doppel-Olympiasiegerin, gewann in den Siebziger- und Achtzigerjahren zweimal den Gesamt-, den Riesenslalom- und den Kombinations-Weltcup sowie einmal den Slalom-Weltcup.

"Es ist egal, wo ich hinkomme. Meine Mutter hat da schon gewonnen", diese Worte gebrauchte Tina Weirather in ihrer Karriere immer mal wieder. Vater Harti Weirather, zudem auch einmal Abfahrts-Weltmeister, war zu Beginn der Achtzigerjahre einmal der beste Abfahrer im Weltcup. In den gleichen Zeitraum fallen die Erfolge von Andreas Wenzel. Tina Weirathers Onkel sicherte sich einmal den Gesamt- und zweimal den Kombinations-Weltcup.

Sieben Knieoperationen zu Beginn der Karriere

Vier Kreuzbandrisse und bis ins Alter von 21 Jahren insgesamt sieben Knieoperationen, dazu auch in den folgenden Jahren immer mal wieder andere Verletzungen - so lauten die weniger erfreulichen "Kennzahlen" der Karriere von Tina Weirather. In diesem Licht betrachtet mag es fast erstaunen, dass sie sagt, dass "ich gesund bin und alles machen kann".

Ihr letztes Rennen bestritt sie - ohne es zu wissen - am 29. Februar im italienischen La Thuile. Dabei resultierte im Super-G nur der 14. Rang. Diese Platzierung war sinnbildlich für eine enttäuschende Saison aus Sicht Weirathers, die praktisch während ihrer ganzen Karriere eingebettet war ins Schweizer Team. "Mein Wunsch wäre gewesen, in meinem letzten Super-G beim leider abgesagten Weltcup-Finale in Cortina sehr, sehr gut zu fahren und danach zu sagen: 'So, das wars.' Jetzt kam es eben anders als geplant."

Was kommt nun?

Wer aus dem Hause Weirather/Wenzel kommt und selber so lange und so erfolgreich auf den Pisten dieser Welt unterwegs war, der muss doch einfach dem "Weissen Zirkus" erhalten bleiben - oder nicht, Tina Weirather? Das müsse nicht zwingend so sein, sagt die 30-Jährige. Zurückgetretene Sportlerinnen und Sportlern hätten ihr geraten, "dass ich mir nun die nötige Zeit nehmen soll, die Zukunft zu planen". Doch dann fügt Weirather sofort nach: "Es wäre aber schon schade, wenn ich künftig gar nichts mehr mit dem Skisport zu tun hätte, denn das eine oder andere habe ich den letzten 15 Jahren schliesslich schon mitbekommen."