Zuversicht trotz Spätstart

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Als letzte Freestyle-Sparte starten am Wochenende die Aerials-Spezialisten in Lake Placid in die Weltcup-Saison. Es ist das einzige Treffen der Elite vor der WM im Deer Valley im US-Bundesstaat Utah.

Michel Roth bloss als Coach der Schweizer Aerials-Spezialisten zu bezeichnen, ist eine Untertreibung - der 55-Jährige kennt die Skiakrobatik-Szene wie kein Zweiter. Seit über 30 Jahren kümmert sich Roth um diese Sportart, betreut Athleten, baut Schanzen, vertritt die Vorschläge der Aerials-Trainer gegenüber dem internationalen Skiverband FIS. Umso überraschender ist es, wenn sich Roth in seinem Sport mit ungewohnten Situationen beschäftigen muss wie in diesem Jahr. Dem Jahr der Freestyle-WM.

Erst einmal, 1983, hat die Weltcup-Saison der Aerials-Athleten später begonnen als in diesem Jahr. Am 19. Januar findet in Lake Placid, im US-Bundesstaat New York, das erste Weltcup-Springen statt. Es ist zugleich das letzte vor dem Saisonhöhepunkt der Skiakrobaten, den Freestyle-Weltmeisterschaften vom 1. bis 10. Februar. Roth spricht offen darüber, dass er sich einen früheren Weltcupstart gewünscht hätte, aus der Ruhe bringt der späte Start ihn und sein Team aber nicht. Denn dank Kontinuität, auch in dieser Vorbereitung galt Roths Hauptaugenmerk dem Landeverhalten seiner Athleten, soll die junge Schweizer Equipe einen nächsten Schritt in Richtung der Topnationen gemacht haben. "Wieder Mal ein Podest, das wäre doch schön", sagt der Chef auf die Ambitionen im Weltcup angesprochen.

Einen solchen ist am ehesten den Teamleadern Dimitri Isler oder Noé Roth, dem Junioren-Weltmeister und Spross des Trainers, zuzutrauen. Aber auch Pirmin Werner, der 18-Jährige wird Anfang April an der Junioren-WM als einer der Herausforderer von Titelverteidiger Roth in den Wettkampf steigen, steht an der Schwelle zur Weltelite. Ein Podestplatz wäre dennoch als Exploit für das Schweizer Team zu werten. Offiziell formuliert Swiss-Ski die Ziele defensiver; da sprechen Roth und Ski-Freestyle-Chef Christoph Perreten davon, dass sie sich jeweils zwei Schweizer im Final der Top 12 wünschten.

Eine Neuheit erwartet das Schweizer Team an den Titelkämpfen in den USA. Erstmals werden Medaillen in einem Mixed-Team-Event verteilt - die Disziplin schaffte es für die Winterspiele 2022 in Peking ins olympische Programm und erlebt im Februar in Deer Valley ihre WM-Premiere. Diese wird zur Herausforderung für den akribischen Cheftrainer der Schweizer.
Im Männer-Team präsentiert sich die Ausgangslage für Roth komfortabel: Aus dem Quartett Isler, Roth jr., Werner und Nicolas Gygax wird er unter Berücksichtigung von Formstand und Selbstvertrauen ein schlagkräftiges Duo für den Mixed-Wettkampf selektionieren können. Bei den Frauen fehlt allerdings der Spielraum für Analysen und Einschätzungen.

Mit Carol Bouvard verfügt die Schweiz bei den Skiakrobatinnen über nur eine Weltcup-Athletin. Zwar konnte die 20-jährige Zürcherin im letzten Jahr die Europacup-Gesamtwertung für sich entscheiden und an den Junioren-WM die Bronzemedaille gewinnen, auf höchster Stufe fehlen ihr allerdings weitestgehend die Erfahrungswerte. Sieben Weltcup-Einsätze stehen bei Bouvard bislang zu Buche, wobei ein 14. Rang vor einem Jahr in Moskau ihr Bestergebnis bedeutet.