«Dafür brauchts die komplette Breite der Disziplinen»

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Image: WC Corvatsch/Filip Zuan

Ein Novum für die Schweiz: Zum ersten Mal in der Geschichte gewinnt Swiss-Ski die Nationenwertung im Ski Freestyle, das die Disziplinen Skicross, Freeski, Aerials und Moguls umfasst. Wie es dazu kam und was der Titel für die Schweiz als Ski Freestyle Nation N°1 für die Zukunft bedeutet, erläutert Sacha Giger, Direktor Ski Freestyle, Snowboard und Telemark.

Sacha Giger, anlässlich des Slopestyle-Weltcup-Finals auf dem Corvatsch durfte die Schweizer Delegation die grosse Trophäe als Ski Freestyle Nation N°1 in die Höhe stemmen. Ein historischer Moment.

Sacha Giger: Absolut. Ski Freestyle Nation N°1 zu sein, ist uns zuvor noch nie gelungen. Die Athletinnen und Athleten in den Disziplinen Skicross, Freeski, Aerials und Moguls haben uns in der Saison 2020/21 viele Highlights beschert. Und die Kugel über alle Disziplinen zu gewinnen, ist ein besonderes Highlight, weil es die komplette Breite der Disziplinen braucht.

Erzähl uns mehr über diese Saison-Highlights. Auf welche Glanzpunkte schaust du besonders gerne zurück?

Verständlicherweise stehen in einer WM-Saison die Titelkämpfe im Zentrum. Da erinnere ich mich natürlich an das konstant starke Skicross-Team in Idre Fjäll: Alex Fivas Goldfahrt – die erste Skicross WM-Medaille bei den Männern überhaupt –, Fanny Smiths Silbermedaille – und mit Talina Gantenbein als Vierte schaffte eine weitere Schweizerin den Durchbruch an die Spitze. Auch die Freeskier überzeugten in Aspen – trotz dezimiertem Team durch die verletzungsbedingten Ausfälle von Fabian Bösch und Giulia Tanno – mit Gold (Andri Ragettli) und Silber (Mathilde Gremaud) im Slopestyle. Kim Gubser sorgte mit Bronze im Big Air für einen überraschenden Abschluss. Zu guter Letzt hielt das junge Aerials-Team dem Druck stand und feierte in Almaty Silber im Team-Event.

Und diese sechs WM-Medaillen spiegelten sich mit total 4'509 Zähler im Weltcup-Punktekonto wider. Die starke Breite innerhalb der Teams ist nicht zu übersehen.

So ist es. Mit 257 Punkten Vorsprung sicherte sich die Schweiz vor Kanada den Sieg in der Nationenwertung. Das Schöne und Erfreuliche daran ist, dass sich die Verkörperung dieser Dominanz auf mehrere Schultern aufteilen lässt. Wir dürfen uns insbesondere im Skicross über ein sehr konstantes und erfolgreiches Team freuen. Hier haben wir gleich mehrere Athletinnen und Athleten, die aufs Weltcup-Podest fahren. Dasselbe Bild zeigt sich bei den Freeskiern und seit jüngstem auch im Aerials-Team mit Noé Roth, Pirmin Werner und Nicolas Gygax. Auch Marco Tadé konnte nach langer Verletzung wieder gute Leistungen zeigen, in Ruka realisierte er sogar einen Weltcup-Podestplatz.

Im Sport nach ganz oben zu gelangen ist das eine, sich aber an der Spitze langfristig zu behaupten das andere: Was braucht es aus deiner Sicht, um den Status als Ski Freestyle Nation N°1 zu behalten?

In den meisten Disziplinen spielt dabei auch die Infrastruktur eine sehr wichtige, wenn nicht sogar matchentscheidende Rolle. Ich denke da insbesondere an eine Off-Snow Landing-Bag-Anlage, aber auch Trainingsstrecken im Bereich Skicross sind da zum Beispiel ein Thema. In Airolo sind wir daran, eine NASAK-Anlage für die Sportarten Aerials und Moguls zu realisieren. Auch das wird ein wichtiger Pfeiler in der Weiterentwicklung dieser Sportarten.

Welchen künftigen Herausforderungen müsst ihr euch weiter stellen?

Wir brauchen in der Schweiz eine breitere Basis, die wir vor allem über die Clubs erreichen müssen. Hier sind alle gefordert: die Clubs, die Regionalverbände, aber natürlich auch wir von Swiss-Ski als treibende Kraft. Wir müssen es noch besser schaffen, an die potenziellen jungen Athletinnen und Athleten, gerade auch aus dem urbanen Umfeld, zu kommen. Insbesondere müssen wir uns auch intensiv Gedanken darüber machen, wie wir die Frauen längerfristig spezifisch fördern können in den Freestyle-Disziplinen – sowohl im Ski Freestyle als auch im Snowboard.

Swiss-Ski hat sich gemeinsam mit St. Moritz / Engadin als Ausrichter der Ski-Freestyle- und Snowboard-Weltmeisterschaften 2025 beworben. In diesen Tagen hat der Internationale Skiverband FIS Swiss-Ski und St. Moritz / Engadin den Zugschlag gegeben. Was bedeutet das für Swiss-Ski?

Das wird sicher das Highlight in den Karrieren vieler Athletinnen und Athleten in unseren Kadern. Für die Ski-Freestyle- und Snowboard-Entwicklung erhoffe ich mir einen Schub zu mehr Breite und Unterstützung aus der Legacy dieser Weltmeisterschaft. Wir werden mit dem Engadin einen hervorragenden Partner haben, der bereits viel Knowhow in der Organisation von Gross- und Freestyle-Anlässen mitbringt. Diese Legacy bringt auch eine Entwicklung der Infrastruktur rund um den Corvatsch. Ich erhoffe mir dadurch, dass wir in Zukunft bereits früher in der Saison und länger im Frühjahr nachhaltigen Zugang zu diesen Infrastrukturen haben werden.