«Adelboden war emotional das Grösste für mich»

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Marco Odermatt ist der beste Skirennfahrer der Gegenwart. Im Interview spricht der Nidwaldner über seine überragende Saison, Statistiken aus der Kindheit und weshalb er nicht mit Roger Federer tauschen möchte.

Du warst in der vergangenen Saison für einige Erfolgseinträge in die Statistik-Bücher verantwortlich. Als kleiner Bub hast du jeweils selbst Statistiken zu den Skirennen, die du im Fernsehen verfolgt hast, geführt. Gibt es diese noch irgendwo?

Wenn ich mich richtig erinnere, hat meine Mutter diese vielen Zettel jeweils Ende Saison entsorgt. Als Bub war es ein Hobby für mich, die Weltcup-Rennen mitzuverfolgen, und wenn wir am Wochenende selbst auf den Ski waren, habe ich sie am Abend nachgeschaut. Ich weiss nicht mehr genau, was ich mir alles notiert habe, sicher Skimarke und Nation, und ich habe für jeden Sieg oder Podestplatz Striche gemacht. Damals hätte ich natürlich nicht gedacht, dass ich selbst auch einmal eine Rolle spielen würde bei diesen Strichen ...

Bis wann hast du diese Statistiken geführt?

Ich weiss es nicht mehr genau. Es waren vielleicht zwei bis drei Saisons, und vom Alter her dürfte ich wohl ungefähr sieben oder acht Jahre alt gewesen sein.

Mit dem ganzen Erfolg kommen auch immer mehr Termine auf dich zu – hast du noch Energie oder freust du dich auf eine baldige Auszeit?

Jetzt freue ich mich schon, wieder aus dem Rampenlicht wegzukommen und mehr Zeit für mich und mein Umfeld zu haben. Wenn der Terminkalender nicht mehr so voll ist, kann ich auch wieder mehr private Dinge unternehmen, runterfahren und einfach Marco sein.

Was war für dich im vergangenen Winter der speziellste Moment?

Es gab viele spezielle Momente und es ist schwierig, nur einen zu nennen. Aber ich denke, Adelboden war, zumindest emotional, das Grösste für mich: Mit dem enormen Druck umgehen zu können, nach dem zweiten Lauf als Führender mit Grün ins Ziel zu kommen, zu wissen, dass du dieses Rennen gewonnen hast – und dann waren nach zwei Jahren auch endlich wieder Fans dabei, 20'000 Schweizerinnen und Schweizer im Publikum, das war unglaublich.

Was wirst du bis zum Start der neuen Saison bestimmt nicht vermissen?

Den Druck. Ich bin froh, dass man diesen als Skirennfahrer ein halbes Jahr lang eigentlich nicht spürt. Ich bewundere andere Sportler, etwa Tennisspieler wie Roger Federer, die haben dies praktisch das ganze Jahr über. Und auch die vielen Interviews werde ich in der Zwischenzeit eher nicht vermissen ...