«Dass Nick aufs Podest springt, war eine wunderbare Überraschung»

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«Man darf die ältere Garde nicht zu früh abschreiben»: Sacha Giger.

Mit zwei Podestplätzen im Gepäck verlassen die Freeskier:innen und Snowboarder:innen den Heim-Weltcup in Graubünden. Im Interview zieht Sacha Giger Bilanz zum Big Air Chur. Der Direktor Ski Freestyle, Snowboard und Telemark erklärt, worin die Erwartungen teilweise übertroffen wurden, inwiefern das Schweizer Team auch zu den Pechvögeln gehörte – und welchen Einfluss die Resultate nun in der weiteren Saisonvorbereitung haben.

Sacha, der Heim-Weltcup hat zwei Podestplätze in vier Wettkämpfen hervorgebracht – wie lautet deine Bilanz nach dem Weltcup-Auftakt im Freestyle?
Sacha Giger: Wir haben die Erwartungen sicher erfüllt. Im Freeski hat man sich vielleicht noch mehr erhoffen können – aber gerade bei den Männern ist das Niveau im Starterfeld so extrem hoch, dass bereits die Qualifikation für das Finale ein Rieseneffort ist. Bei den Frauen war es schade, dass Sarah Höfflin schlussendlich nicht mitfahren konnte, und bei Andri Ragettli war es natürlich bedauerlich, dass es wegen eines halben Punktes nicht fürs Podest gereicht hat. Alles in allem ist es aber trotzdem ein super Resultat mit dem 3. Platz von Mathilde Gremaud und dem 4. Platz von Andri Ragettli. Im Snowboard ist es womöglich sogar etwas besser als erwartet rausgekommen – oder einfach so, wie wir es uns erhofft haben. Es war nicht damit zu rechnen, dass Nick Pünter aufs Podest springt. Das war eine wunderbare Überraschung und die Leistung zeigt, dass Nick einer der Athleten ist, die unter Druck performen können, wie er es auch schon an den Olympischen Jugendspielen, dem EYOF oder der Junioren-WM bewiesen hat. Dass er nun den letzten Schritt gemacht hat, ist natürlich sehr cool. Und ebenfalls positiv ist, dass sich Bianca Gisler für das Finale der besten acht qualifizieren konnte.

Nick Pünter konnte seinen im Europacup herausgefahrenen Fixplatz gleich bei der ersten Chance für seine Podest-Premiere im Weltcup nutzen. Welchen Aufschwung gibt das dem jungen Team insgesamt?
Eine solche Wachablösung passiert manchmal schneller, als man meint – aber das ist eine Entwicklung, die man im Freestyle-Bereich immer wieder sieht. Snowboard-Siegerin Reira Iwabuchi etwa ist 21-jährig und seit vier Jahren an der Weltspitze. Es ist toll, zu sehen, dass die nächste Generation den Anschluss an die Weltspitze geschafft hat, aber nichtsdestotrotz darf man die ältere Garde nicht zu früh abschreiben. Wenn Jonas Bösiger beim zweiten Sprung nicht in der Rille hängengeblieben wäre beim Absprung, hätte er hervorragende Chancen gehabt auf eine noch bessere Platzierung. Aber es ist natürlich schön, wenn Junge nachrücken – darauf arbeiten wir hin, das ist unser Ziel.

Es ist toll, zu sehen, dass die nächste Generation den Anschluss an die Weltspitze geschafft hat.

 

Doch neben aller Freude hatten die Schweizer Athletinnen und Athleten auch Pech. Fabian Bösch fehlte ein halber Punkt zur Finalqualifikation, Mathilde Gremaud wäre mit einem Punkt mehr Zweite geworden und Andri Ragettli verpasste das Podest ebenfalls um einen halben Punkt. Inwiefern trüben diese knappen Resultate das Résumé des Wochenendes?
Direkt nach dem Wettkampf geht einem das aus den Emotionen heraus näher als mit zwei, drei Tagen Distanz. Auf der einen Seite ist es natürlich ärgerlich, dass so viele Dinge so knapp waren. Auf der anderen Seite ist es ein Teil des Sports – und gehört für die Athletinnen und Athleten ebenso dazu wie für uns. Die Freestyle-Sportarten werden bewertet, und man muss respektieren, was die Kampfrichter:innen sehen, die ihr Bestes geben. Natürlich ist das in der ersten Emotion nicht ganz einfach, aber schlussendlich gilt es, das zu akzeptieren. Klar, die Podestplätze helfen auch dabei, und grundsätzlich ist ein 4. Platz ein super Resultat. Aber natürlich ist die Enttäuschung grösser, wenn das Ganze so knapp ist. Allerdings schalten auch alle schnell wieder um und analysieren, wo sie selbst etwas besser machen und beim nächsten Mal eine noch bessere Klassierung erzielen können.

Für die Freeskier:innen geht es Mitte November im Weltcup weiter, die Snowboarder:innen greifen Anfang Dezember wieder ins Weltcup-Geschehen ein. In welcher Form beeinflussen die Ergebnisse am Big Air Chur die weitere Vorbereitung bis dahin?
Einen grossen Einfluss haben die Resultate nicht. Für die Trainer:innen besteht die Herausforderung nun darin, auf Slopestyle umzustellen. Die Freeskier:innen haben noch nicht so viele Schneekilometer, weil sie die Vorbereitung in Saas-Fee absolviert haben, während die Snowboarder:innen in Neuseeland mehr Schneetage hatten. Einen direkten Einfluss werden die Resultate erst bei der Vorbereitung auf die nächsten Wettkämpfe haben, um zu sehen, wer in Form ist und wer bei den nächsten Weltcups eingesetzt wird. Aber klar, es zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind – im Freeski, wo wir schon ein Weile Weltspitze sind, als auch im Snowboard, wo wir im Gegensatz zur Halfpipe im Slopestyle und im Big Air in den letzten zwei, drei Jahren noch etwas aufzuholen hatten. Die Resultate jetzt schaffen Klarheit, dass die Richtung stimmt. Darauf können wir bauen.

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