«Die Schneesport-Familie ist noch näher zusammengerückt»

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Ein für Swiss-Ski gleichermassen sportlich erfolgreiches wie herausforderndes Jahr geht zu Ende. Im Interview blickt der CEO Bernhard Aregger auf die Höhepunkte zurück und spricht er über die anstehenden Aufgaben.

Ein in vielerlei Hinsicht aussergewöhnliches Jahr geht zu Ende. An was denkst du zuerst, wenn du auf 2020 zurückblickst?

Bernhard Aregger: Ich versuche, immer die positiven Dinge zu sehen. Und von diesen gab es – trotz Covid-19 – viele. Aus sportlicher Sicht erlebte Swiss-Ski ein überaus erfolgreiches Jahr. Erstmals nach 31 Jahren gelang es unseren Alpinen, die Weltcup-Nationenwertung für sich zu entscheiden und Österreich vom Thron zu stossen. Insgesamt gewannen unsere Swiss-Ski Athletinnen und Athleten über alle elf Sportarten hinweg nicht weniger als 16 Weltcup-Disziplinenwertungen. Damit war der Schweizer Schneesport in der Saison 2019/20 so erfolgreich wie nie zuvor. Dies war nur möglich dank eines herausragenden Teams. Vom Servicemann über die Trainer hin zu den Physios und Ärzten bis zu den Mitarbeitenden am Verbandssitz in Muri: Alle haben ihren Teil dazu beigetragen.

Aus sportlicher Sicht verliefen auch die vergangenen Wochen sehr erfolgreich.

Obschon wir leider sehr viele – teils schwere – verletzungsbedingte Ausfälle zu beklagen haben, dürfen wir resultatmässig in der Tat von einem überaus geglückten Saisonstart reden. Bei den Alpinen führt die Schweiz die Nationenwertung erneut an. Wir durften uns bereits wieder über fünf Siege und insgesamt 17 Podestplätze im Alpin-Weltcup freuen. Unsere Skicrosser haben vor Weihnachten beim Heimweltcup in Arosa nicht weniger als sechs von zwölf möglichen Podestklassierungen errungen, mit dem Sieg von Fanny Smith als Höhepunkt. Beim Langlauf-Weltcup in Dresden feierte Nadine Fähndrich zunächst im Einzel-Sprint ihren ersten Weltcupsieg, tags darauf triumphierte sie gemeinsam mit Laurien van der Graaff im Teamsprint. Und auch im Snowboard und im Moguls gab es dank Ladina Jenny und Marco Tadé bereits Weltcup-Podestklassierungen für Swiss-Ski.

Welcher Moment des Jahres 2020 bleibt dir besonders in Erinnerung?

Ein Moment, welcher noch gar nicht allzu lange zurückliegt. Nämlich jener Samstagabend Mitte November, als wir – gemeinsam mit der Biathlon Arena Lenzerheide – den Zuschlag für die Ausrichtung der Biathlon-WM 2025 erhalten haben. Normalerweise ist für eine WM-Bewerbung in dieser Kategorie ein jahrelanger Vorlauf nötig. Wir konnten dem Biathlon-Weltverband IBU jedoch innerhalb eines halben Jahres ein hervorragendes Dossier präsentieren. Die Schweiz soll ein wichtiger Teil des internationalen Biathlons werden. Die Durchführung der WM in etwas mehr als vier Jahren ist ein weiterer ganz grosser Schritt hierzu. Biathlon wird hierzulande einen enormen Schub erhalten, der mit nichts Vorherigem vergleichbar ist. Neben der WM wollen wir künftig regelmässig Weltcup-Events in Lenzerheide haben.

Swiss-Ski ist in der glücklichen Lage, auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit langjährigen, treuen Partnern bauen zu können.

 

Trotz all der sportlichen und sportpolitischen Erfolge: Die Herausforderungen waren für Swiss-Ski 2020 wegen Corona immens.

Was die Saison 2019/20 anbelangt kamen wir mit einem blauen Auge davon. Zum Zeitpunkt des Weltcup-Abbruchs waren bereits mehr als 90 Prozent der Saison abgeschlossen. Entsprechend waren die unmittelbaren finanziellen Auswirkungen noch überschaubar. Im Anschluss hat uns die Coronakrise jedoch permanent auf Trab gehalten – und sie tut es selbstredend noch immer. Es gilt, den Winter 2020/21 gemeinsam mit unseren Partnern machbar zu machen. Wir haben zusammen mit den Schweizer Weltcup-Veranstaltern alles daran gesetzt, die Weltcup-Events 2020/21 hierzulande erfolgreich auf einem hohen Niveau durchzuführen und den Schneesport-Fans ein erstklassiges TV-Produkt bieten zu können. Nicht nur in Krisensituationen ist es besser, mit vereinter Kraft zu arbeiten, anstatt Probleme dezentral zu lösen. Bis Ende Oktober lagen für alle unsere Heimweltcups Schutzkonzepte vor, die wir durch die jeweiligen Kantone prüfen lassen konnten. Was ich in den vergangenen Wochen und Monaten wunderbar fand, ist die Tatsache, dass wir – die Veranstalter, Partner, Swiss Olympic und Swiss-Ski – einander gegenseitig halfen. Niemand hat je zuvor Weltcup-Veranstaltungen unter den derzeitigen Rahmenbedingungen organisiert und entsprechende Erfahrungen machen können. Wir mussten miteinander von null auf hundert fahren. In dieser herausfordernden Phase ist die Schweizer Schneesport-Familie noch enger zusammengerückt. Swiss-Ski ist in der glücklichen Lage, auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit langjährigen, treuen Partnern bauen zu können. Nachdem Anfang Jahr der Vertrag mit Raiffeisen verlängert werden konnte, durften wir vor wenigen Tagen auch die Vertragsverlängerung mit Helvetia um vier weitere Jahre bekannt geben. Wir spüren in dieser aktuell für alle herausfordernden Zeit einen sehr grossen Vertrauensbeweis gegenüber unserem Verband und unserer Arbeit – so auch seitens der Ausrüster. Für Descente beispielsweise durften wir für diese Saison den Brand Movie produzieren.

Blicken wir voraus ins Jahr 2021: Welches sind für Swiss-Ski die wichtigsten Aufgaben?

Die Tatsache, dass bislang alle Weltcup-Veranstaltungen der verschiedenen Schneesportarten hierzulande wie geplant durchgeführt werden konnten, liegt zu einem grossen Teil im Stabilisierungspaket des Bundes für den Schweizer Sport begründet. Gegenüber Swiss Olympic haben Swiss-Ski und die Veranstalter mittels eines detaillierten Stabilisierungskonzepts aufzeigen können, wie bedeutend die einzelnen Weltcup-Events als Rückgrat des Gesamtsystems Schneesport in der Schweiz sind. Schon im Januar stehen viele weitere Heimweltcups auf dem Programm – die Tour de Ski im Val Müstair, die Alpin-Weltcups in Adelboden, Wengen und Crans-Montana sowie die Snowboard-Events in Scuol und Laax. Es gilt, nahtlos an die erfolgreich durchgeführten Wettkämpfe im Dezember – auch auf Stufe Europacup/Continental Cup und FIS-Rennen – anzuschliessen. Schon Anfang Januar stehen weitere Europacup-Rennen der Alpinen in Zinal auf dem Programm. Es ist für uns alle – die Athletinnen und Athleten sowie den Verband – von grosser Wichtigkeit, dass Wettkämpfe stattfinden können. Leider sind solche auf Stufe U16 derzeit nicht möglich. Wir hoffen jedoch sehr, dass U16-Rennen in der zweiten Saisonhälfte möglich sein werden. Wir müssen deshalb alles dafür tun, dass wir bereit sind, sobald sich die Lage wieder verbessert und wir grünes Licht erhalten.