«Ein supercooles Gefühl»

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Ausgerechnet an den Weltmeisterschaften sprang Killian Peier erstmals in seiner Karriere auf höchster Stufe aufs Podest. Auf der Grossschanze in Innsbruck gewann der 24-jährige Romand die Bronzemedaille und ist seit dem WM-Märchen in aller Munde. Im Interview äussert sich der Aufsteiger der Saison zu seinem WM-Erfolg und über sein neues Selbstvertrauen.

Killian, seit den nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Seefeld Ende Februar ist inzwischen ein wenig Zeit vergangen. Wie hat sich dein Alltag seither verändert?

Ich bin etwas mehr mit Journalisten am Telefonieren, habe vermehrt Medien- Anfragen, aber mein Alltag hat sich sonst eigentlich nicht gross verändert.

Im Sport werden die Athleten bekanntlich an ihren grössten Erfolgen gemessen. Hast du das Gefühl, dass dich dein WM-Erfolg nun zusätzlich unter Druck setzt?

Nein, überhaupt nicht. Nach den Weltmeisterschaften war es sicher ein wenig schwieriger, wieder in den Wettkampfmodus reinzukommen. Während der WM war sehr viel los, es war eine sehr intensive Zeit. Danach brauchte ich ein wenig Zeit, um mich zu erholen. Aber nach dem Start der RAW Air Tour in Norwegen konnte ich dann eigentlich wieder gut in den Wettkampfmodus schalten.

Deine Teamkollegen und das ganze Schweizer Team feierten deine WM-Bronzemedaille frenetisch mit dir mit. Wie wichtig ist deiner Meinung nach der Teamspirit für sportliche Erfolge?

Es ist ganz wichtig, dass man als ganzes Team die schönen Momente feiern kann. Einen Medaillenerfolg feiert man nie nur allein – schliesslich trainiert man das ganze Jahr zusammen, man ist gemeinsam unterwegs. Jeder aus dem Team weiss, wie viel hartes Training und Vorbereitungen hinter diesem Erfolg stecken. Wenn dann letztlich alles aufgeht und ein Athlet einen Erfolg feiern kann, ist das für das ganze Team ein supercooles Gefühl.

Das Team ist sehr wichtig. Einen Medaillenerfolg feiert man nie nur allein.

Killian Peier 

Du bist während den Wettkämpfen mit einer ganzen Equipe bestehend aus Athleten, Trainer, Physiotherapeuten und Service- Leuten unterwegs. Was schätzt du unterwegs an eurem Team am meisten?

Dass jeder seinen persönlichen Teil beiträgt. Jeder hat seinen eigenen Charakter und bringt unterschiedliches Wissen mit. Indem man sich gegenseitig die Meinung sagen kann, kann jeder davon profitieren und sich persönlich weiterentwickeln.Das finde ich an unserem Team sehr cool.

Welche Eigenschaften zeichnen dich im Team aus?

Ich denke, ich bin ein sehr fokussierter Athlet, der klare Ziele hat und möglichst viel macht, um diese Ziele zu erreichen. Und ich versuche auch in jeder Situation, möglichst locker zu bleiben, wobei dieses Lockerbleiben noch nicht so ganz meine Stärke ist. Aber ich weiss das – und die anderen aus dem Team wissen das auch. Ich frage mich auch immer wieder: War ich jetzt wirklich locker? Dadurch versuche ich auch mal, eine etwas andere Sicht von mir zu kriegen, damit es mir wirklich gelingt, in jeder Situation das maximal Positive auszustrahlen.

Nach einer enttäuschenden letzten Saison war die verpasste Qualifikation für die Olympischen Spiele 2018 in PyeongChang ein Schlüsselmoment in deiner Karriere. Du hast angefangen mit einem Mentalcoach zusammenzuarbeiten. Wie bist du darauf gekommen, dich verstärkt dem Mentaltraining anzunehmen?

Ich habe gemerkt, dass ich zusätzliche Hilfe brauche, um mich weiterentwickeln zu können. Ein paar Jahre lang habe ich selbst versucht, die Trainingssprünge auch im Wettkampf abrufen zu können. Trotz sehr guten Resultaten zu Beginn der Saison hat es nie ganz gereicht, konstant zu bleiben und genug Selbstvertrauen über den ganzen Winter mitnehmen zu können. Das war dann etwas, wo ich gemerkt habe, dass ich es nicht alleine schaffe und ich im mentalen Bereich zusätzliche Hilfe brauche. Ich wollte hierfür bewusst jemanden ausserhalb des Teams, um eine andere Perspektive zu haben. So entstand die Zusammenarbeit mit meinem Personaltrainer.

Hast du neben dem mentalen Bereich auch skisprungtechnische Veränderungen vorgenommen?

Ja, ganz konkret habe ich die Haltung der Hände im Anlauf und in der Luft anders positioniert. Das hat dann dazu geführt, dass sich auch die Technik verbessert hat. Aber eigentlich ist es der ganze Prozess seit Anfang Sommer, der Verbesserungen mit sich gebracht hat. Wir haben neue Übungen ausprobiert, die problematische Schlüsselstellen in meiner bisherigen Technik sozusagen brechen sollten. Ich bin beispielsweise mit Alpin-Ski und Langlauf- Anzug gesprungen. Einerseits haben mir diese drastischen Übungen viel mehr Körpergefühl und andererseits das nötige Vertrauen gegeben. Es hat sich gezeigt, dass ich auch mit ungewohnter Ausrüstung gute Sprünge hinkriege. Dies hat mir viel Selbstvertrauen gegeben und mir gezeigt: «Doch, das kann ich».

Wo siehst du noch weiteres Verbesserungspotenzial?

Ich habe immer noch grosse Mühe, eine Niederlage abzuhaken. Oder auch diese Niederlagen bewusst etwas genauer anzuschauen. Zu hinterfragen, was nicht funktioniert hat, und daraus zu lernen. Ich arbeite noch daran, die negativen Gedanken einer Niederlage möglichst früh zu stoppen und das Ganze in eine andere, positivere Richtung zu bringen.

Welche Werte sind dir im Leben besonders wichtig?

Die Familie ist mir sehr wichtig. Während der Wintersaison sind wir nicht viel zuhause. Der Kontakt zur Familie während dieser Zeit ist mir schon sehr wichtig. Die Familie gibt mir viel Energie und ist für mich ein Ort, an dem ich mich gut erholen kann.