«Wir müssen das Herzblut und die Leidenschaft nutzen»

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Die ehemalige Alpin-Athletin Tamara Wolf wurde anlässlich der 117. Delegiertenversammlung von Swiss-Ski ins Präsidium des Verbandes gewählt. Im Interview spricht die 35-jährige Engadinerin, die 2003 Junioren-Weltmeisterin in der Abfahrt geworden ist, unter anderem über ihre Visionen für den Schweizer Schneesport und ihre Verbundenheit zu den verschiedenen Sportarten von Swiss-Ski.

Welche sind deine grössten Stärken, die du nach deiner Wahl ins Präsidium von Swiss-Ski einbringen wirst?

Tamara Wolf: Einerseits ist dies die sportliche Erfahrung, die ich als ehemalige Athletin habe. Ich habe alle Nachwuchsstufen durchlaufen und auf allen Ebenen – regional und national – trainiert. Andererseits bringe ich als diplomierte Wirtschaftsprüferin ein Finanzwissen mit, das innerhalb des Präsidiums von Swiss-Ski ein wichtiges Element ist. Von Vorteil ist sicherlich auch, dass ich alle vier Landessprachen beherrsche. Meine Passion für den Schneesport ist riesig. Er ist mein Leben und bedeutet mir unglaublich viel.

Wann reifte bei dir der Entscheid, dich als Präsidiumsmitglied von Swiss-Ski für den Schweizer Schneesport engagieren zu wollen?

Nach meiner Aktivkarriere war für mich klar, dass ich mich auf meine Ausbildung und die berufliche Karriere konzentrieren will. Während acht Jahren liefen bei mir Schule und Arbeit parallel, von daher hatte ich kaum Freiraum für ein weiteres Engagement. Ich wusste aber immer, dass ich in irgendeiner Form in den Sport zurückkehren wollte, weil dieser ein enorm wichtiger Bestandteil in meinem Leben ist. Durch meine Tätigkeit als Co-Kommentatorin bei SRF wurde mir nochmals verdeutlicht, dass meine Leidenschaft für den Sport noch immer extrem gross ist. Im vergangenen Jahr wurde durch den Rücktritt von Urs Winkler ein Platz im Präsidium von Swiss-Ski frei – und das war dann eigentlich der Startschuss für meine Ambitionen, mich in dieser Funktion für den Schneesport zu engagieren.

Welche sind deiner Meinung nach die dringendsten Themen, die Swiss-Ski angehen muss?

Für mich persönlich geht es zunächst darum, mich in die neue Rolle hineinzuarbeiten, Zusammenhänge und Prozesse zu verstehen und mich über den Stand aktueller Projekte zu informieren. In meinem Wahlkampf habe ich drei Punkte ins Zentrum gerückt, die mir besonders am Herzen liegen. Einerseits geht es für mich darum, die richtigen Personen zueinander zu bringen, Brücken zu bauen und Wissen zu fördern. Dafür müssen wir für alle Personen, die tagtäglich im Schneesport engagiert sind, Anlaufstellen schaffen und die nötigen Mittel bereitstellen. Wir müssen ihr Herzblut und ihre Leidenschaft für den Schneesport nutzen. So kommen wir gemeinsam weiter. Ein weiteres Anliegen von mir ist, das Programm «2. Hilfe» zu lancieren, mit dessen Hilfe der Prozess von der Verletzung bis zur Rückkehr einer Athletin oder eines Athleten besser greifen soll. Betroffene unterstützen uns dabei mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen. Und last but not least brauchen der Breitensport und unser Schneesport-Nachwuchs Vorbilder. Es gilt deshalb, Lösungen zu erarbeiten, wie der Leistungssport den Breitensport besser unterstützt – und umgekehrt. Denn beide sind voneinander abhängig. Wir sollten deshalb die Vorbild-Rolle unserer Schneestars schärfen, damit sie auch in Zukunft den Nachwuchs begeistern.

Aktuell bewegen wir uns in einigen Sportarten auf einem extrem hohen Niveau. Es gilt, dieses hohe Level in den kommenden Jahren zu halten und in anderen Sportarten alles daran zu setzen, auch dorthin zu kommen.

 

Wie ist dein Bezug als ehemalige Alpin-Athletin zu den anderen Schneesportarten von Swiss-Ski?

Während meiner Karriere hatte ich sehr viele Trainingsgemeinschaften mit Athletinnen und Athleten anderer Sportarten. Ich bin im Engadin aufgewachsen, dort haben wir als Kinder zusammen mit den Langläuferinnen und Langläufern trainiert. Ich kann mich beispielsweise an viele gemeinsame Trainings mit Selina Gasparin erinnern, die vor ihrem Wechsel zum Biathlon Langläuferin war. Während meiner Zeit am Sportgymnasium Davos wiederum traf ich auf verschiedene Swiss-Ski Athletinnen und Athleten aus den Sportarten Langlauf und Snowboard. Während zwei Jahren hatten wir den Trainingsstützpunkt über die Sommermonate in Einsiedeln, wodurch wir in den gleichen Trainingsanlagen mit den Skispringern um Simon Ammann oder Andreas Küttel trainiert haben. Auch wenn ich aus dem Alpin-Bereich komme, verfüge ich dennoch über die notwendige Nähe zu den anderen Schneesportarten. Als Hobby-Langläuferin habe ich zudem auch schon den Engadin Skimarathon absolviert.

Wie sieht deine Vision 2030 für Swiss-Ski aus?

Zentral ist, dass es uns gelingt, Jugendliche für den Schneesport zu begeistern und sie zu motivieren, beim Schneesport zu bleiben und Wettkämpfe zu absolvieren, um in den Rennsport hineinzukommen. Aktuell bewegen wir uns in einigen Sportarten auf einem extrem hohen Niveau. Es gilt, dieses hohe Level in den kommenden Jahren zu halten und in anderen Sportarten alles daran zu setzen, auch dorthin zu kommen. Wir müssen betreffend Forschung, Entwicklung und Technologie stets am Ball bleiben und dürfen uns nicht ausruhen.

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