Unaufhaltsam: Alex Fiva

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2014 drohte ihm das Ende der Karriere – 2021 landete Alex Fiva den Coup: Der Churer krönt sich in Schweden zum Skicross-Weltmeister. Und mit 35 Jahren ist noch längst nicht Schluss.

Dieser Moment, diese Bilder, diese Emotionen! Natürlich hat er die Sekunden gespeichert, in denen er den bislang grössten Triumph seiner Karriere erlebt hat: Alex Fiva überquert an der WM im schwedischen Idre Fjäll die Ziellinie mit gutem Gefühl, er weiss, dass er es auf das Podest geschafft hat. Nur: Auf welche Stufe? Die Antwort erhält er mit einem Blick zu den Betreuern. Sie jubeln nicht nur, nein, «sie sind ausgeflippt», sagt Fiva, «da war mir klar: Ich habe etwas vollbracht, das nicht alltäglich ist.» 15 Tage nach seinem 35. Geburtstag hat er die Titelkämpfe mit einer überragenden Leistung gekrönt. Als er kurz darauf im ersten Fernsehinterview mit «Weltmeister» angesprochen wird, ist das für ihn eine so schöne wie ungewöhnliche Anrede: «Es fuhr mir ziemlich ein.»

Coronabedingt fallen ausgiebige Feierlichkeiten zwar aus, aber im Rahmen des Erlaubten kostet Fiva den Triumph aus. Er wird mit Glückwünschen überflutet, «mein Handy ist fast explodiert», sagt er. Die Stadt Chur würdigt ihren Weltmeister, und Post kommt auch aus Bern: Bundespräsident Guy Parmelin gratuliert Fiva

Von Beruf ist er Skicrosser

Die Reaktionen rühren den Skicrosser. «Vieles, das nach einem Medaillengewinn üblich ist, konnte zwar nicht stattfinden. Aber diese Form der Anerkennung ist unheimlich wertvoll», sagt der Bündner, «ich spüre grosse Wertschätzung der Leute, die verstehen, das Skicross nicht einfach ein zeitintensives Hobby mit schönen Reisen ist, sondern ein Beruf.»

Alex Fiva fährt in jungen Jahren alpine Skirennen, aber trotz Talent bleibt ihm der Durchbruch verwehrt. Über einen Kollegen findet er mit 21 zum Skicross, zu einer Sportart, die damals noch nicht die Popularität von heute hat. In Sölden fährt er sein erstes Rennen – und kommt von dieser Leidenschaft nicht mehr los. Im Gegenteil: Der Informatiker steigert den Aufwand kontinuierlich, sowohl den zeitlichen als auch finanziellen. Anfänglich bezahlt er Flüge und Hotel selber, er weiss auch, dass er als Skicrosser nie reich wird. «Geld war nie mein Antrieb», sagt er heute, «ich hätte definitiv mehr verdient, wenn ich immer 100 Prozent als Informatiker gearbeitet hätte»

Er liebt die Duelle

Aus der Freizeitbeschäftigung wird ein Teilberuf, im Winter ist Fiva Vollprofi, der sich an die Weltspitze herantastet. Die Faszination besteht für ihn darin, im Duell mit drei Konkurrenten bestehen zu müssen. Aber das klappt nicht allein mit Unerschrockenheit. Unterwegs sind auch strategisch kluge Entscheide und technische Versiertheit bei Überholmanövern gefragt. Fiva liebt die Duelle, er ist robust genug, um in entscheidenden Situationen die Ellbogen auszufahren: «Sobald das Rennen losgeht, habe ich nur ein Ziel vor Augen: Ich will als Erster unten ankommen.»

Resignation? Niemals!

Ein Faktor ist ebenfalls Voraussetzung, um Erfolg zu haben: Glück. An Grossanlässen hat Fiva lange keines. Bei Olympia 2014 in Sotschi erleidet er einen Bandscheibenvorfall, an den Spielen 2018 stürzt er im ersten K.-o.-Lauf, an Weltmeisterschaften reicht es maximal zu Platz vier. Aber Resignation ist nie eine Option für den Mann des Skiclubs Parpan. Nichts belegt das eindrücklicher als die Reaktion auf eine Prognose eines Arztes im Frühling 2014. Alex Fiva liegt nach einer Rückenoperation drei Wochen im Spital von Chur und bekommt zu hören, dass die Chancen, je wieder auf die Ski zurückkehren zu können, bei weniger als 50 Prozent liegen. Die Worte demoralisieren ihn nicht: «Einschüchtern lasse ich mich nicht. Mir war sofort klar: Ich werde dem Arzt beweisen, dass es nicht die gescheiteste Diagnose war.»

Fiva ist eine Grösse unter den Skicrossern, deren Interessen er als Athletensprecher vertritt. Noch immer ist er in der IT-Firma angestellt, in der er schon die Lehre absolviert hat. Aber mit 35 denkt der Familienvater noch nicht daran, vollamtlich ins Büro zurückzukehren. Schliesslich hat er sportlich noch offene Rechnungen, zum Beispiel bei Olympia. 2022 erhält er in Peking die nächste Chance, und natürlich denkt er heute schon daran. «Es muss alles passen», sagt er, aber seine Geschichte zeigt ihm, wie weit er es mit Beharrlichkeit bringen kann. Der 12-fache Weltcupsieger formuliert darum nach dem WM-Titel das nächste Ziel: «Eine Olympiamedaille würde alles Bisherige toppen.»

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