Sofia Goggia erste italienische Abfahrts-Olympiasiegerin

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Sofia Goggia, die Leaderin im Disziplinen-Weltcup, sicherte sich als erste Italienerin überhaupt den Olympiasieg in der Abfahrt. Die Schweizerinnen gingen leer aus, Corinne Suter (6.) und Michelle Gisin (8.) klassierten sich aber immerhin in den Diplomrängen.

Wenn Sofia Goggia am Start eines Rennens steht, geht sie keine Kompromisse ein. Ihre Risikobereitschaft ist fast grenzenlos. Vor vier Jahren in Sotschi konnte sie wegen einem Kreuzbandriss nicht ins Geschehen eingreifen, doch ihr Kampfgeist war damit nicht gebrochen. Alles oder nichts lautet gewöhnlich ihre Devise.

Im Super-G war Sofia Goggia ihre Angriffslust noch zum Verhängnis geworden. Nach bester Zwischenzeit bei Streckenhälfte beging sie dort einen kapitalen Fehler, wonach nur noch der 11. Platz resultierte. In der Abfahrt vom Mittwoch aber kam die wagemutige Italienerin durch, ohne dass sie in grosse Schwierigkeiten geraten wäre: "Ich bin mit einer gewissen Reife Ski gefahren. Darauf bin ich stolz."

Sofia Goggia holte sich ihre zweite Medaille an einem Grossanlass, nachdem sie 2017 in St. Moritz WM-Dritte im Riesenslalom geworden war. Aber es war trotzdem eine sporthistorische Auszeichnung, denn in der Abfahrt hatte noch nie eine Italienerin bei Olympia triumphiert. Erst zwei Fahrerinnen gewannen überhaupt Medaillen: Giulia Minuzzo (1952 Bronze) und Isolde Kostner (1994 Bronze und 2002 Silber). Dass Sofia Goggia die Speedstrecken in Jeongseon gefallen, war schon im letzten Winter ersichtlich gewesen. Damals gewann sie in Südkorea sowohl die Abfahrt als auch den Super-G. Es waren ihre ersten Siege im Weltcup.

Erste norwegische Abfahrts-Medaille

Das Duell gegen Lindsey Vonn ging am Mittwoch klar an Goggia, die mit Nummer 5 vorgelegt hatte. Trotzdem wurde es aber nochmals knapp. Mit Startnummer 19 setzte sich die Norwegerin Ragnhild Mowinckel, die schon im Riesenslalom als Zweite überrascht hatte, erneut auf Platz 2, nur um 9 Hundertstel geschlagen. Ihre drei 6. Ränge, die sie in den vier Abfahrten vor den Spielen belegt hatte, waren in dieser Disziplin ihre besten Weltcup-Ergebnisse. Doch Selbstvertrauen kann zuweilen Berge versetzen oder Träume wahr werden lassen. Vor Mowinckel hatte noch nie eine Norwegerin eine Abfahrts-Medaille gewinnen können.

Lindsey Vonn, der Gewinnerin der drei letzten Weltcup-Abfahrten vor Olympia, blieb mit 0,47 Sekunden Rückstand die Bronzemedaille. Ihr Rückstand erstaunte insofern, als eigentlich kein Fehler ersichtlich war. Doch vielleicht stand die Amerikanerin bei ihrem wohl letzten Versuch, zum zweiten Mal nach 2010 Abfahrts-Olympiasiegerin zu werden, etwas zu hart auf den Ski und hielt zu sehr an der Linie fest. "Ich war im Ziel überrascht. Ich glaubte, einen guten Lauf gehabt zu haben", sagte die 33-Jährige, die nunmehr älteste alpine Medaillengewinnerin bei Olympia. Lieber wäre sie die älteste Olympiasiegerin geworden.

Corinne Suter so gut wie nie in diesem Winter

Ein sehr gutes Rennen zeigte Corinne Suter. Als Sechste zeigte die Schwyzerin ihr bestes Rennen der gesamten Saison. Vom Bronzeplatz war die 23-Jährige, die sich erst vor Ort über die Qualifikation den definitiven Startplatz gesichert hatte, sechs Zehntel entfernt. Doch Corinne Suter war dennoch sehr zufrieden: "Endlich ist mir mal wieder ein gutes Resultat gelungen." In den Abfahrten dieses Winters war sie nie über Rang 11 hinaus gekommen, in der Ausscheidung zum Olympia-Rennen schien sie am Druck zu zerbrechen. Da kam ihr 6. Platz einem kleinen Befreiungsschlag gleich.

Michelle Gisin belegte Platz 8, haderte nach dem Rennen über eine verpasste Chance. Sie habe zuviel gewollt und sei zu wenig sauber auf der Linie gefahren. Die Engelbergerin war die einzige Schweizerin, die es zuvor im Weltcup einmal aufs Podest einer Abfahrt geschafft hatte. Und in den Trainings war klar geworden, dass ihr die Strecke eigentlich liegt.

Lara Gut musste eine weitere Enttäuschung verarbeiten. Nach ihrem 4. Platz im Super-G, wo sie Bronze um einen Hundertstel verpasst hatte, schied sie diesmal wie auch Jasmine Flury aus. Beide verpassten an derselben Stelle nach einem Sprung das nächste Tor.