Formstark in den Olympia-Winter

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Mit dem Halfpipe-Wettkampf in Copper Mountain, Colorado, beginnt für die Schweizer Snowboarder in der Nacht auf Freitag der Olympia-Winter. Das Männer-Quartett will sogleich ein Statement abgeben.

Das, was sich in der letzten Woche amerikanischer "Winter" nannte, zwang zur Improvisation. Bei -20 Grad lag auf rund 3000 Metern über Meer bis Anfang Woche so gut wie kein Schnee, ein Training in der Pipe war erst ab Dienstag möglich. Ein Teil der Schweizer Delegation, der davor zum Surfen nach Costa Rica geflogen war, hatte einen Temperaturunterschied von 50 Grad zu verarbeiten.

Dem Team kam das Ausweichen auf das Skateboard und ein anderweitiger Zeitvertrieb in Copper Mountain nicht ungelegen. Es hat intensive Trainingswochen hinter sich, vorab auf der massiv aufgerüsteten Infrastruktur in Saas-Fee. Unter anderem schaffte es Nationaltrainer Pepe Regazzi, den weltbesten Pipeshaper Jeremy Carpenter langfristig zu engagieren und brachte andere starke Nationalmannschaften dazu, im September im Rahmen gemeinsamer Trainingssessionen einige Tage im Wallis zu verbringen.

Natürlich deckten die Fahrer ihre Karten in Saas-Fee nicht komplett auf. Aber der Vergleich mit einigen Konkurrenten war für Regazzis hochkarätige Mannschaft eine gute Standortbestimmung. Nach monatelanger Vorbereitung auf einen Winter mit dem absoluten Highlight Olympische Spiele wird Copper Mountain die erste Gelegenheit sein, die Fortschritte im Wettkampf-Modus zu testen.

Das Teilnehmerfeld in Copper Mountain ist einer der breitesten und bestbesetzten Weltcups aller Zeiten. Unter anderem stellt der Event für die Amerikaner den Auftakt der internen Olympia-Selektionsphase dar. Deshalb ist zu erwarten, dass es bei erster Gelegenheit sogleich zum Kräftemessen zwischen den beiden verletzt gewesenen Stars Shaun White und Iouri Podladtchikov, den beiden Olympiasiegern seit 2006, und weiteren Olympia-Favoriten kommen wird.

Auf Podladtchikovs Comeback darf man gespannt sein. Der Zürcher hatte sich am 11. März im dritten Lauf des WM-Finals in der Sierra Nevada das Kreuzband im rechten Knie gerissen. Einmal mehr bewies er nach einem gesundheitlichen Rückschlag seinen unbändigen Willen.

Er ordnete dem Ziel schnellstmögliche Genesung alles unter. Dazu gehörte, dass er auf eine neuartige Rehabilitationstechnik namens Speedy-Recovery (unter anderem raschere Rückkehr zur Vollbelastung) und auf ein Dutzend Betreuer setzte.

Die Massnahmen haben sich ausbezahlt. Gut drei Monate nach der Operation stand Podladtchikov im Sommer-Trainingslager im französischen Les Deux Alpes wieder erste Runs in der Halfpipe und im November wieder jenen Sprung, der ihm wenige Minuten vor seiner schweren Verletzung WM-Silber eingetragen hatte. "Momentan macht es den Eindruck, als sei Iouri nie weg gewesen", meldet Trainer Regazzi aus den USA. "Er will auf das Podest. Aber wir machen kein Theater, wenn es nicht so läuft wie vorgestellt. Das grosse Ziel bleibt, zum zweiten Mal Olympia-Gold zu holen."

Auch die übrigen drei Schweizer Männer haben hohe Ziele. Pat Burgener, beim Prolog in Cardrona Anfang September Dritter geworden, träumt sowohl von einer Olympia-Medaille als auch vom Sieg im Disziplinen-Weltcup, die nicht minder talentierten David Hablützel und Jan Scherrer haben ebenfalls das Potenzial dazu.