Nach einer Viertelstunde war alles vorbei

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Für die Schweizer 4x10-km-Staffel gingen sämtliche Hoffnungen auf ein gutes Resultat schon bei Startläufer Jonas Baumann zu Ende. Die Norweger holten sich nach 16 Jahren den für sie wichtigsten Olympia-Titel zurück.

Jonas Baumann brauchte lange, sehr lange, ehe er aus dem Regenerationszelt im Zielraum wieder auftauchte. Noch viel länger brauchte der Bündner, bis er ein paar Worte fand zu dem, was geschehen war. Ende der ersten 3,3 km langen Runde war ihm der Stock gebrochen, doch was dann kam, kann damit kaum erklärt werden. Baumann brach auf den letzten beiden Runden völlig ein und übergab mit über zwei Minuten Rückstand als 14. und Letzter an Dario Cologna. Ein gutes Resultat, oder sogar der Kampf um eine Medaille, war bereits zum frühestmöglichen Zeitpunkt kein Thema mehr.

Den restlichen drei Schweizern Cologna, Toni Livers und Roman Furger blieb nicht viel mehr übrig als ein wettkampfmässiges Training. Cologna machte drei Plätze gut, am Ende schaute ein enttäuschender 11. Rang heraus.

"Und plötzlich kam der Hammermann"

Der 27-jährige Baumann, der im letzten Jahr zur Schweizer Staffel gehörte, die WM-Bronze nur um zwei Zehntelsekunden verpasst hatte, fand kaum Worte. "Ich hatte die ganze Woche Mühe, aber ich dachte, über 10 km würde es vielleicht gehen. In der ersten Runde fühlte ich mich eigentlich gut", rang er nach einer Erklärung. Der Stockbruch habe ihn etwas aus dem Rhythmus geworfen. "Und dann kam plötzlich der Hammermann, und es ging absolut nichts mehr." Es sei extrem frustrierend, denn "wenn alles aufgegangen wäre, hätten wir eine Chance gehabt, um die Medaillen zu kämpfen."

Eine Staffel sei halt immer mit mehr Druck verbunden. "Wenn ich nur für mich gelaufen wäre, hätte ich resigniert." Auch so ging aber nichts mehr. "Ich war in jedem Aufstieg so blau, dass ich nicht mehr wusste, wie ich den Berg wieder runter kommen soll", beschrieb Baumann sein Martyrium. "Ich konnte nicht mal mehr in die Hocke." Aber er habe wenigstens versuchen wollen, nicht zu viel Zeit zu verlieren. Ohne Erfolg. "Im Ziel hatte ich einen extremen Hitzestau und das Gefühl, der Puls sei immer noch auf 180, obwohl er es gar nicht mehr war. Ich konnte echt nicht mehr."

Krüger und Klaebo richten es für Norwegen

Stattdessen holte Frankreich die Bronzemedaille, die für einen Aussenseiter bereit zu liegen schien. An der Spitze lief Sprint-Olympiasieger Johannes Hösflot Klaebo den ersten norwegischen Staffel-Triumph seit 2002 nach Hause. Zuvor hatte es aber eine Parforce-Leistung des Skiathlon-Olympiasiegers Simen Hegstad Krüger gebraucht.

In der zweiten Ablösung hatte der Russe Alexander Bolschunow 30 und mehr Sekunden auf sämtliche Konkurrenten - unter ihnen der Norweger Martin Johnsrud Sundby - herausgelaufen. Krüger machte jedoch den gesamten Rückstand wett, und Klaebo liess auf der Schlussrunde nichts mehr anbrennen. Nachdem es vor vier Jahren bei den Männern und Frauen leer ausgegangen war, sicherte sich Norwegen erstmals seit 1968 wieder beide Staffelsiege an Winterspielen.

Denis Spizow, der Dritte über 15 km Skating, sicherte dem Team der "Olympischen Athleten aus Russland" aber souverän die Silbermedaille.