Amy Baserga: Dem Biathlon-Virus verfallen

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Foto: Nordic Focus

Amy Baserga gilt schon länger als eine der talentiertesten Biathletinnen weltweit. Schon als kleines Mädchen wollte sie im Sport ganz an die Spitze, vor zwei Jahren gelang ihr dies mit zweimal Gold bereits bei den Juniorinnen. Inzwischen hat die 22-jährige Einsiedlerin auch auf höchster Stufe Fuss gefasst, zu Jahresbeginn im Weltcup mehrere Karriere-Bestwerte aufgestellt – und gar über einen Podestplatz jubeln dürfen.

Biathlon rückt in der Beliebtheitsskala der Schweizer Sportfans immer weiter nach oben – nicht zuletzt dank der jüngsten Erfolge des Weltcup-Teams von Swiss-Ski. Bekannte Namen aus früheren Zeiten sind etwa der heutige TV-Experte Matthias Simmen, Benjamin Weger und natürlich Selina Gasparin, die erste Schweizer Weltcup-Siegerin (2013) und Olympiamedaillen-Gewinnerin (2014 in Sotschi). Nun drängt ein neuer Name in den Vordergrund: Amy Baserga. Beim Biathlon-Weltcup in Pokljuka Anfang Januar erreichte die Einsiedlerin mit einem 12. Rang in der Verfolgung, ihrer Lieblingsdisziplin, einen Karriere-Bestwert. Der vorläufige Höhepunkt sollte 24 Stunden später kommen: In der Single-Mixed-Staffel in Slowenien erreichte sie zusammen mit Niklas Hartweg, den sie bereits seit frühester Kindheit kennt, den 3. Platz und realisierte so für die Schweiz den ersten Weltcup-Podestplatz in dieser noch eher jungen Disziplin.

Der steile Weg nach oben

Die Selektionskriterien von Swiss-Ski für die Weltmeisterschaften in Oberhof (8. bis 19. Februar) hat Baserga frühzeitig erfüllt. Nun will die Schwyzerin, die vor einem Jahr in Peking zu ihrem Olympia-Debüt gekommen ist, weiterhin so weit vorne wie möglich mitmischen. Vom Schweizer Biathlon-Chef Lukas Keel wird sie freilich nicht unter Druck gesetzt, vielmehr soll Baserga im Hinblick auf die kommenden Jahre weiterhin wichtige Erfahrungen sammeln. Sie weiss genau, dass der Weg nach ganz oben nach wie vor sehr steil ist und eine gehörige Portion Erfahrung notwendig ist, um sich an der Weltspitze langfristig etablieren zu können.

Die Weichen hierfür sind in die richtige Richtung gestellt. Um die seit fünf Jahren in der Schweiz tätige Frauen-Nationaltrainerin Sandra Flunger sind seit dieser Saison neue Gesichter im Coaching-Staff tätig. Man ist weggekommen von einem Kombitrainer, der sowohl für das Schiessen wie auch die Technik in der Langlaufloipe zuständig ist. Neu steht mit Kein Einaste ein ausgewiesener Fachmann zu Verfügung, der für die Athletik der Biathletinnen und Biathleten verantwortlich zeichnet. Amy Baserga schwärmt von dieser Änderung und ist überzeugt, dass dieser eingeschlagene Weg der richtige für die Zukunft ist. «Das ist ein riesiger Schritt nach vorne für uns. Kein Einaste brachte neue, wertvolle Trainingsformen ins Team. Er ist eine absolut motivierende und gewinnende Persönlichkeit und gibt immer Vollgas.» Der Este hatte sich vor seinem Swiss-Ski-internen Wechsel vom Langlauf zum Biathlon einen Namen als Trainer des viermaligen Olympiasiegers Dario Cologna gemacht.

Seit letztem Winter ist Amy Baserga fester Bestandteil des Schweizer Weltcup-Teams. Mit den WM-Titeln auf Juniorinnen-Stufe (2021) sowie dem Gesamtsieg im IBU Junior Cup (2020) hat sie sportlich schon früh auf sich aufmerksam gemacht und damit auch Begehrlichkeiten geweckt. Sowohl bei der Öffentlichkeit und den Medien wie auch bei Sponsoren.

Der Bruder als Wegweiser

Amy Baserga ist Teamplayerin durch und durch. Dass das Schweizer Biathlon-Team als Gesamtes in der laufenden WM-Saison bislang so überzeugend und stark auftreten konnte, liegt nicht zuletzt auch am Zusammenhalt innerhalb der Gruppe. «Wir haben einen super Teamspirit und pushen uns gegenseitig. Die Atmosphäre innerhalb des Teams ist hervorragend, das Selbstvertrauen steigt mit jedem weiteren Erfolg. Wichtig war natürlich auch, dass wir – im Gegensatz zum Vorjahr – mehr oder weniger verletzungsfrei durch die Vorbereitung gekommen sind und bislang auch nur vereinzelt gesundheitliche Rückschläge haben hinnehmen müssen», so die 22-Jährige, die bereits mit vier Jahren erstmals auf Langlaufski gestanden ist. Und als ihr älterer Bruder seinen ersten Biathlon-Wettkampf bestritten hat, war für sie klar, dass sie ihm nacheifern wollte.

Schon als kleines Mädchen träumte sie davon, an einem Grossanlass eine Medaille zu gewinnen. Die Perspektiven hierfür sind vielversprechend. In zwei Jahren stehen auf der Lenzerheide die Heim-Weltmeisterschaften auf dem Programm, zu denen insgesamt 150'000 Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet werden. Und nur ein Jahr später wird anlässlich der Olympischen Winterspiele 2026 im Biathlon-Mekka Antholz in Südtirol um Medaillen gelaufen und geschossen. Amy Baserga wird dannzumal – wenn alles nach Plan läuft – hoffentlich die Blütezeit ihrer Sportkarriere erleben.

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